NORMALSPURIGE DOPPELSTOCKWAGEN

Der Ausbau des Personenverkehrs in Polen ist eng mit den Entwicklungen des Waggonbaus in Deutschland verbunden. Bereits 1936 hatte der Waggonbau in Görlitz einen Zwillings-Steuerwagen für die private Lübeck-Buchener Eisenbahn entwickelt. Dieser Wagen nutzte die mögliche Ladefläche optimal aus, indem er über dem einstiegsnahen Fahrgastbereich ein weiteres Stockwerk einrichtete, in dem ebenfalls Passagiere Sitzplätze vorfanden. Ab 1952 , zu Zeiten der DDR, griff das nunmehr volkseigene Kombinat "VEB Waggonbau Görlitz" auf die alten Pläne zurück. Es konstruierte für die Deutsche Reichsbahn einen ähnlich aussehenden VIERTEILIGEN DOPPELSTOCKZUG wie auf diesem Görlitzer Werksfoto.

In Polen bestand nach dem Kriege ein grosser Bedarf an Personenwagen. Daher bestellte die Staatsbahn PKP in Görlitz ab 1960 größere Partien dieser vierteiligen Doppelstockzüge, die die Bahnbezeichnung Bipa erhielten.

(Werksfoto PKP)

In Polen wurde für den gesamten Wagen ein einfaches dunkles Braungrün erwünscht. Auf eine umfangreiche Isolierung wurde aus Kostengründen verzichtet - eine unfreiwillig sinnvolle Entscheidung, da so die Wagen nicht mit Asbest belastet waren. Die PKP setzte ihre ersten gelieferten Doppelstockzüge in den Ballungsräumen mit besonders hohem Fahrgastaufkommen ein, im schlesischen Revier der Direktion Katowice. Später wurden dieWagen auch in anderen Regionen auf zentralen Nahverkehrsstrecken eingesetzt.

Eine Besonderheit dieser Wagen ist, dass an den Stirnseiten zweiachsige Rollenlager-Drehgestelle mit einem Achsstand von 3000 mm vorhanden sind. Die inneren Seiten der Wagen ruhen jedoch auf einem gemeinsamen dreiachsigen Drehgestell mit Achsstand von 2 mal 1800 mm. Der Durchmesser des Radkörpers beträgt 940 mm, die Drehgestellzapfen haben die Masse 120x240 mm. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 120 km/h.

Der Übergang zwischen den Wagen verlief im unteren Stockwerk des Wagens. Die Enden der Wagen sind nicht übergangsfähig zu traditionellen Personenwagen, die in Polen als 1. Klasse im Zug mitgeführt werden. Das Dienstabteil am Wagenende ist in Polen teilweise mit einer einfachen Holzplatte abgetrennt.

Parallel zu dieser Ausführung baute der Görlitzer Waggonbau ab 1957 eine verbesserte Variante als fünfteiliger Doppelstock-Gliederzug der Deutschen Reichsbahn. Diese Zuggarnitur war für den Einsatz in Fernzügen vorgesehen.

Obwohl diese Wagen nicht in Polen zum Einsatz kamen, verfolgten polnische Fachpublikationen ihren Bau mit Interesse.

Auch diese Wagen besassen im Mittelteil ein gemeinsames - zweiachsiges - Drehgestell zweier Wagen der Bauart Görlitz/achshalterlos, welches auch an den Wagenenden eingesetzt wurde.

Um auf längeren Strecken einen höheren Komfort zu geben, führten diese Züge zwischen je zwei fünfteiligen Wageneinheiten in der Mitte einen zusätzlichen vierachsigen Doppelstockwagen, der als geräumiger Büfettwagen ausgestattet war.

Auch die untere Etage führte einige einfache Tische, worauf in der deutschen und polnischen Nahverkehrsversion zugunsten einer größeren Fahrgastkapazität verzichtet wurde.

Der Übergang von Wagen zu Wagen erfolgte bei der Fernverkehrsvariante im oberen Stockwerk, so dass die Stirn dieser DR-Wagen im Vergleich zu den auch in Polen gebräuchlichen Wagen einen charakteristischen Unterschied aufwies.

Ab 1986 baute der VEB Waggonbau Görlitz eine modernere Variante als Doppelstockstandardsitzwagen im Zugverband. Diese Wagenbauart beschaffte sich auch die polnische Staatsbahn PKP. Diesmal wählte man eine aufmunternde gelb-blaue Farbgebung. Unsere Fotos: Werksfoto Görlitz und PKP.

Der Vergleich zwischen der alten und neuen Variante zeigt die Verwendung von Kunststoff und Kunststoffummantelung statt Metall beispielsweise im Eingangsbereich bei den Doppel-Schiebetüren und inneren Gangtüren. Die Fenster sind jetzt mit Gummiwulsten montiert, was der Korrosion der Wagenkastenaussenhaut vorbeugt und einen schnelleren Austausch bei Beschädigung ermöglicht.

Auch die helle Wand- und Deckenverkleidung trägt im Gegensatz zu dem Ausgangsmodell zu einem freundlicheren Eindruck bei.

Die Sitze verzichten auf Kopfstützen und weisen statt des bisherigen starren Armlehnengestells eine zurückklappbare gepolsterte Armlehne auf.

Noch Anfang der 90er Jahre konnte man im Raum Jarocin-Leszno die Görlitzer Doppelstockgarnituren mit einer Dampflok der Baureihe Ol49 im Einsatz finden.

IN ZUSAMMENARBEIT MIT POLNISCHEN FACHBETRIEBEN KÖNNEN WIR EINZELNE EINHEITEN DER Bipa-DOPPELSTOCKWAGEN REVIDIERT ANBIETEN. Innere Modernisierungen etwa bei den Sitzen, der Beleuchtung (heute Leuchtstoffröhren) u.a. sind auf Wunsch möglich.

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